Lizki – Gefallen ja, gefällig nein. Die 28-jährige Münchnerin mit außergewöhnlicher Stimme ist auf dem Weg nach oben. Zielort: Wien. Motto: Das bin ich und so klinge ich.

Interview: Elisabeth Patsios, Fotos: Kerstin Musl

Als Rey Lenon hast du deine Solokarriere gestartet. Weshalb der neue Künstlername?
Ich habe ein Rebranding gebraucht. Frisch und knapp. Lizki hat sich sofort richtig angefühlt. Denn ich will mit meinem Sound jetzt in eine andere Richtung gehen. Schräger und weirder. Nicht total gefällig. Aber nach wie vor mit Klavier, Synthesizer und Backing Tracks.

„Das bin ich und so klinge ich.“

Wie beschreibst du deinen Musikstil?
Synth-Pop. Ich möchte nicht so klingen, wie jemand anders möchte, dass ich klinge. Anfangs dachte ich noch, ich müsste das, um im Radio gespielt zu werden. Aber schlussendlich überlegt man sich, wer man ist und was man präsentieren möchte. Da ist bei mir gerade der Knoten geplatzt. (österr. Knopf aufgegangen 😉 )

Was sind deine Themen?
Endgültig erwachsen werden. Das ist auch Thema in meinem Freundeskreis. Mitte Ende 20 schaut man zurück – wie habe ich mich entwickelt, wo möchte ich hin im Leben und was kann ich dafür tun. Es ist das endgültige Coming of Age. Davor fühlt sich alles sehr offen an, man trifft mal eben Entscheidungen und denkt später…hmm. Ende 20 ist das anders. Man baut etwas auf, das langfristig funktionieren soll.

Worauf blickst du zurück?
Ich habe früh angefangen Musik zu machen und stehe seit Kindheit an auf der Bühne.  Nach dem Abitur habe ich mich gegen ein klassisches Gesangsstudium entschieden, war auf einer Musikschule und wurde dort im Gesang und von einem Pianisten unterrichtet. Dazu habe ich als Synchronsprecherin gearbeitet. Dann wollte ich andere Einblicke bekommen und habe begonnen Jura zu studieren. Sehr anstrengend, aber sehr positiv. Ein paar Monate noch, dann bin ich Anwältin. Für einen Brotberuf ist also gesorgt.

Ist die Musik demnach nur eine Zwischenstation?
Jura habe ich zwar durchgezogen, aber die Musik ist mein Plan A. Dort liegt mein Fokus, darauf konzentriere ich mich und möchte alles rausholen, was geht.

Wie hat es dich nach Wien verschlagen?
Ich wollte schon immer in Wien leben und war auch schon für ein halbes Jahr hier. Zuletzt war ich in Berlin, habe dort begonnen ernsthafter Musik zu machen und meine Demosounds an Labels in ganz Deutschland und Österreich geschickt. Dann kam die positive Rückmeldung von seayou Records. Besser hätte ich es nicht treffen können. Als Anwaltsanwärterin und Musikerin. Aktuell pendle ich zwischen meiner Heimatstadt München und Wien, Ende des Jahres übersiedle ich dann ganz hierher. Wien lässt mir einfach mehr Raum, um mich zu entfalten.

 „Wien lässt mir einfach mehr Raum, um mich zu entfalten.“

Wie funktioniert dein Songwriting?
Ich habe viele Ideen kurz vor dem Einschlafen. Dann nehme ich sie noch schnell am Handy auf. Ich probiere am Synthesizer etwas aus, Gesang und Lyrics kommen einfach dazu. Bei mir arbeiten Eindrücke. Oft komme ich erst später darauf, was ich hier gerade verarbeite. Es ist immer wieder überraschend, was in einem steckt und plötzlich zum Vorschein kommt.

Wie empfindest du die Arbeit als Solokünstlerin?
Es ist anders als in einer Band. Man muss alles komplett allein machen. Andere Meinungen und Ideen sind aber wichtig für mich. Dieser Austausch ist zum Glück noch da und funktioniert mit meinem Produzenten perfekt.

Hast du musikalische Vorbilder?
Ja, viele und sehr gemischt. Aktuell finde ich Grimes und Charlie XCX spannend.

Für September planst du deine erste EP als Lizki und 2021 soll ein Album folgen. Wie kommst du voran?
Drei Monate konnte ich nichts machen, da ich wegen Corona nicht nach Österreich einreisen durfte, aber jetzt fehlt nur noch der Feinschliff.

Wie hast du die erste Corona-Welle erlebt?
Ich war in einer privilegierten Stellung, abgefedert durch mein Studium und war finanziell nicht nur auf die Musik angewiesen.

Du warst Teil der Corona-Stage des Standard. Wie fühlt man sich so ganz ohne Publikum?
Es ist gut, wenn man etwas Neues probiert, raus aus der Komfortzone. Das Gefühl ohne Publikum zu spielen ist allerdings sehr komisch. Man steht im Zimmer, es gibt keine Reaktion. Kein Klatschen, keine Rückmeldung, ob die Leute gut finden, was du gerade machst. Auch der technische Stress: Funktioniert das Internet? Wie klingt der Sound?  Persönlich fand ich es wiederum toll, mir Konzerte via Stream anzusehen, wo ich sonst hingegangen wäre.

Wie wichtig sind Soziale Medien für dich?
Als Künstler kann man über Soziale Medien sehr einfach sehr viele Menschen erreichen. Ich betreue meine Accounts selber. Aber es geht so viel Zeit für Dinge drauf, für die man nicht brennt. Sollte es mal möglich sein, würde ich das gerne auslagern. Als Privatperson nütze ich Soziale Medien weniger.

Schon mal Erfahrungen mit Hass-Postings gemacht?
Nein, gar nicht. Ein einziges Mal wurde ich auf dem Foto einer nackten Frau getagged. Das war ich gar nicht. Zum Glück. 😉

 „Ich mag das Wienerische. Es gibt superviele Wörter, die es genau treffen. Zum Beispiel: zach oder restfett.“

Wie fühlst du dich als Deutsche in Wien?
Total wohl. Ich mag die Sprache gern und es gibt super viele Wörter, die es genau treffen. Zum Beispiel: zach oder restfett. Sehr lustig.

Du pendelst oft die Strecke Wien-München. Nimmst du lieber das Auto oder den Zug?
Ich fahre gerne mit Zug. In diesen vier Stunden kann man viel erledigen. Wenn ich Equipment mitnehmen muss, fahre ich allerdings mit dem Auto.

Welches Auto fährst du?
Einen Skoda Fabia.

Hast Du Deinen Führerschein gleich beim ersten Mal bestanden?
Ich habe die L-17 Ausbildung gemacht und bin zum Glück gleich beim ersten Mal durchgekommen. Aber es war knapp…

Wieso?
Bei der praktischen Prüfung sollte ich auf 50 km/h beschleunigen und auf Befehl des Prüfers eine Notbremsung machen. Ich bin losgefahren und als ich 50 erreicht hatte, habe ich voll gebremst. Das kam für den Prüfer wie aus dem Nichts. Ich hätte ja auf sein Kommando warten sollen. Mein Fahrlehrer hat mich angeschrien. Dann war es kurz still im Auto. Durchgekommen bin ich gerade noch.

Geht es auch ohne Auto?
Mit einer Mischung aus Öffis, Fahrradfahren und zu Fuß gehen, komme ich in der Stadt überall hin. Hätte ich nicht so oft viele Dinge zu transportieren, hätte ich kein Auto.

Cruisen oder Gas geben?
Ich würde sagen, ich fahre sehr zügig. Dafür habe ich auch schon die eine oder andere Strafe kassiert. Aber sonst bin ich sehr pflichtbewusst und vorsichtig.

Deine absoluten Don’ts beim Autofahren?
Handy schauen. Abstand nicht einhalten. Auffahren, drängeln und Lichthupe geben. Und an unübersichtlichen Stellen überholen.

Welchen Star hättest du gerne bei einer langen Autofahrt an deiner Seite?
Charlie XCX. Mit ihr kann man sicher eine gute Zeit haben.

Hast du musikalische Vorbilder?
Ja, viele und sehr gemischt. Gerade finde ich Grimes und Charlie XCX spannend.


LIZKI

Bürgerlicher Name: Lena Britzelmair
Geburtsort: München-Fürstenfeldbruck (D)
Erstes Instrument: Gitarre
Debüt-EP: September 2020
Musikstil: Synth-Pop
Aktuell: Arbeit am Debüt-Album 2021
Ehemaliger Künstlername: Rey Lenon
Band: Münchner Band „Tonwertkorrektur“